Die Hausschlacht Ein nicht wegzudenkendes Ereignis aus dem Jahresablauf der Banater Schwaben und somit auch der Bruckenauer war das alljährlich wiederkehrende "Schlachten". Hierbei handelt(e) es sich um die Schlachtung von Hausschweinen, welche in jedem Haus in der Winterszeit durchgeführt wurde. Die "Schlachtzeit" begann etwa Mitte November und endete meistens kurz vor Weihnachten. Früher, als die meisten Schwaben ihre eigene Bauernwirtschaft hatten, oder nachher in der L.P.G. arbeiteten, wurde die "Schlacht" Werktags, in den letzten Jahren aber meistens Sonntags durchgeführt, da die meisten Dorfbewohner in staatlichen Betrieben arbeiteten und Werktags dazu keine Zeit hatten. Machte man an diesen Sonntagen einen Ortsrundgand, konnte man bestimmt mehrere Haushalte finden, wo gerade dieses "Ereignis" stattfand. Durchschnittlich wurden zwei Schweine / Haushalt geschlachtet, welche auch meistens selbst gemästet wurden. Die daraus erhaltenen Erzeugnissen reichten für ein ganzes Jahr aus. Bei diesen Hausschlachtungen war die ganze Familie und nicht selten auch Verwandte im Einsatz. Der "Oberschlachter" war meistens kein Metzger, sondern das Familienoberhaupt, oder ein Mann aus der Verwandtschaft, welcher mit diesen Dingen am besten vertraut war. Die Vorbereitungen wurden schon am Vortag getroffen. Dazu gehörte neben dem schälen des Knoblauchs für die Wurstsorten auch das abdichten der "Schlachtmulder" und das aufstellen der Schlachttische. Die Schlachtungen fanden im Schuppen statt, welcher in jedem Bauernhaus vorhanden war. Besonders die Kinder freuten sich schon Wochen im voraus, wenn sie erfuhren, dass dieses Ereignis stattfinden sollte. War der langersehnte Tag dann endlich da, war schon früh Morgens die ganze Familie auf den Beinen. Das Wasser im Schlachtkessel wurde aufgeheizt, das "Paprikasch" (Gulasch) für das deftige Frühstück zubereitet und die letzten Vorkehrungen getroffen. Bald darauf trafen auch die Helfer aus der Verwandtschaft ein. Es wurde gefrühstückt und natürlich durfte auch der Schnaps zum Appetit anregen nicht fehlen. Mit Tagesanbruch ging's dann los. Bis Mittags hatten die Männer die "Schunke" (Schinken), und die "Seidesticker" (Bauchspeck) gemacht, das "Kess(e)lfleisch" - Fleisch, Schwarten und Innereien fürr den "Schwart(e)lmaa" (Schwartenmagen), "Lewerworscht" (Leberwurst) und " Blutworscht" (Blutwurst)- gekocht, das Hackfleisch, bestehend aus Fleisch und Speck, für die "Brotworscht" (Bratwurst) "oungericht" (zubereitet), die Speckstücke für die "Grammle" geschnitten und einige Liter Wein getrunken. Die Frauen hatten in dieser Zeit die Därrme gereinigt und das Mittagessen, bestehend aus "Supp" (Suppe), gebratener "Lewr" (Leber) und "Rickmoasel" (Kotelett) zubereitet. Nach dem Mittagessen ging's dann mit der Herstellung der Bühwürste -Schwartenmagen, Leberwurst, Blutwurst-, und der Bratwurst weiter. Gewürzt wurde nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, Paprika und Knoblauch. Auch das Fett -geschnittene Specstücke- wurde "ausgeloss" (im Kessel gebraten, wobei das Schmalz und die Griewe entstehen). Da die Arbeit bekanntlich mit etwas Spas besser voran geht, wurden Uneingeweihte, meistens Kinder, zum Nachbarn geschickt, um den "Saimaspieß" (eigentlich ein Holzsträbchen, mit welchem der Schwartenmagen geschlossen wurde) auszuleihen. Die Nachbarn waren natürlich eingeweiht und gaben dem Nichtsahnenden einen verschlossenen Sack, gefüllt mit Holz oder einem sonstigen schweren Material mit, und schwärzten ihn auch womö¶glich noch mit Ofenruß im Gesicht. Beim Zurückkehren war ihm das Gelächter der Anwesenden sicher. Nach getaner Arbeit ist gut feiern. Nach diesem Motto richteten sich auch die Bruckenauer bei der Hausschlachtung. Bekannte, welche Tags über "zufällig" zu Besuch kamen, stahlen den Schweineschwanz und brachten diesem Abends, mit Blumen geschmückt, wieder zurük. Das war der Anlass zum "Sautanz" -es wurde ausgiebig gegessen und getrunken-. Nicht selten dauerte dieses Fest bis ins Morgengrauen. Am nächsten Tag wurden die "Schunke und die Seidesticker ingsalzt" (Schinken und Bauchspeck wurden in ein Fass mit Salz eingelegt, wo diese 4 - 6 Wochen blieben) und die Wurst zum räuchern gebracht. Die eingelegten Schinken und der Bauchspeck wurden nach 4 - 6 Wochen aus der Salzlacke genommen, abgewaschen und geräuchert. So waren sie ein ganzes Jahr haltbar. Früherer, als die Menschen noch keinen Zeitdruck kannten, zog sich eine solche Hausschlachtung auch über mehrere Tage hinweg. Von einem solchen Fall berichtet folgende Geschichte:
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